Der einen Utopie ist der anderen Dystopie

Eine Dystopie ist eine negative Zukunftsvision, das Gegenteil einer schönen Utopie. Die Meinungen darüber, was utopisch und dystopisch ist, gehen teilweise weit auseinander. Da einen Konsens zu finden, ist die Knacknuss der Politik. Für mich gliche eine Welt ohne AHV, also ohne institutionalisierte Solidarität und ohne eine sichere Altersvorsorge einer Dystopie. Dass wir uns in der Schweiz Mitte des 20. Jahrhunderts auf eine derart nachhaltige Versicherung einigen konnten, die heute noch auf sicheren Beinen steht und internationale Bewunderung hervorruft, ist eine wahre Errungenschaft der Sozialdemokratie. Um diese Errungenschaft für die Zukunft zu rüsten, müssen wir am 24. September Ja sagen zur Reform der Altersvorsorge 2020.

Für mich als noch relativ jungen Menschen ist die Altersvorsorge kein fernes, sondern ein akutes politisches Thema, weil mich Reformen noch viele Jahrzehnte direkt betreffen werden. Fakt ist, dass auch der Kanton Zürich demografisch altert und die AHV entsprechend angepasst werden muss. Das Durchschnittsalter der Zürcher Bevölkerung wird bis 2040 um fast vier Jahre auf 45 Jahre zulegen. Insbesondere die Bevölkerung von ländlichen Regionen altert in den nächsten Jahrzehnten rasant. In rund 20 Jahren wird das Weinland neben der Pfannenstielregion das höchste Durchschnittsalter im Kanton verzeichnen.

Dass also Reformen notwendig sind, ist selbstverständlich und hat nichts mit dem seit jeher erfolgreichen System der Sozialversicherung zu tun. Die Abstimmungsvorlage bringt die notwendige Revision der Altersvorsorge. Sie sichert das Vorsorgeziel von 60 Prozent des letzten Lohnes ab. Erstmals seit 42 Jahren würden zudem die AHV-Renten real steigen. Kleine Erhöhungen bei den Lohnprozenten und der Mehrwertsteuer sowie das Heraufsetzen des Frauenrentenalters auf 65 Jahre müssen als Kompromissbeiträge hingenommen werden.

Gegen die Vorlage sind die Gleichen, die schon 1947 gegen die AHV Sturm liefen, weil sie sie für nicht finanzierbar hielten. Sie lagen offensichtlich schon damals falsch. Die NZZ sieht die «Altersvorsorge in der Schweiz finanziell vor einer düsteren Zukunft». Ich allerdings sehe schwarze Wolken am Himmel, wenn am Fundament unserer Alterssicherheit gerüttelt wird. Solange die AHV besteht und angemessen revidiert wird, mache ich mir keine Sorgen um meine Rente.

Ende September haben wir die Chance, die notwendigen Anpassungen zu machen, um unser wichtigstes Sozialwerk massgeblich zu stärken. Entscheiden wir uns gegen die Dystopie und für weiterhin sichere Renten! Ich sage auf jeden Fall Ja zur Vorlage.

Dominique Späth

SP Weinland