Asylsuchende

Erinnern Sie sich? Bilder von Menschen, die ihre völlig zerbombten, schneebedeckten Stadtquartiere in bitterer Kälte verlassen, um mit Bussen in ein Flüchtlingslager transportiert zu werden. Dort erwarten sie Lebensbedingungen, wie wir sie uns in unseren warmen Häusern nicht vorstellen können. Aleppo, Weihnachten 2016, bereits wieder aus unserem Fokus verschwunden

Auch an vielen andern Orten der Welt führen Menschen ein Leben, dessen Härte und Gefahren sich unserer Vorstellungskraft entzieht. Und sie versuchen, ihre Situation zu verbessern, sie versuchen mit allen Kräften, in ein Land zu gelangen, wo Sicherheit und Wohlstand herrschen. Vielfach setzen sie dafür ihr Leben aufs Spiel. Solche Menschen sind jetzt bei uns in der Schweiz, sie leben unter uns, und dies aus nachvollziehbaren Gründen.

Aber damit ist es nicht getan. Sie haben Bedürfnisse: Sie brauchen eine Wohnung und alles weitere für das materielle Leben Notwendige. Vor allem aber brauchen sie Unterstützung, Kontakt, Beratung und die Chance, Deutsch zu lernen. Dies ist dringend nötig: Eine Flüchtlingsfrau geriet in eine Kaskade von Mahnungen und Bussen, weil sie sich in unserem Verkehrsverbund einfach nicht zurechtfand. Aber auch in vielen andern Bezügen sind diese Menschen ohne Hilfe und Begleitung schlicht verloren. Sie sprechen ja vielfach nur ihre heimischen Sprachen, sind vielleicht nie zur Schule gegangen und kommen aus völlig andern Kulturen,

Diese Betreuungsarbeit leisten Freiwillige. Sie halten Kontakt und beraten, sie übersetzen und begleiten, sie hüten Kinder und helfen den älteren bei den Hausaufgaben, sie geben Deutschkurse. Sie arbeiten an der Basis. Sie erleben dabei viel Bestätigung, herzliche Kontakte und Dankbarkeit. Aber sie sind häufig am Anschlag, überfordert von der Fülle der Ansprüche, der Notwendigkeiten, die an sie herangetragen werden. Vielleicht sehen Sie, liebe Leserin, lieber Leser, eine Möglichkeit, mitzuarbeiten und Ihre Fähigkeiten einzusetzen?

In unserem Bezirk leben momentan 219 Asylsuchende. Ich denke dass diese Menschen nur zu einem kleinen Teil von unserem Wohlstand „angesogen“ wurden. Und wenn, dann ist das kein Verbrechen, denn auch unsere Vorfahren suchten, weil sie in der Schweiz keine Zukunft sahen, in andern Ländern bessere Lebenschancen. Die meisten von ihnen aber werden durch die schrecklichen Zustände in vielen Weltteilen gezwungen, zu fliehen. Sie wären sicherlich viel lieber in ihrer Heimat geblieben. Leider wird dort die Bedrohung  nicht so rasch abnehmen. Die Asylsuchenden gehören zu uns, sie sind jetzt schon ein Teil unserer Bevölkerung. Unterstützen wir sie!

Jürg Keller, Aktuar der SP Weinland