Wie geht’s dir?

Forumsartikel SP Weinland, Andelfinger Zeitung, Ausgabe Freitag, 20.12.24

Diese Frage steht oft zu Beginn eines Gesprächs. Meist als Floskel gestellt, eröffnen diese drei Worte jedoch ein weites Feld von Antworten und enthalten eine Interessensbekundung für das Gegenüber. Diese Frage bewirkt mehr als es scheint. Sie gibt unter Umständen Halt und verbindet. Gerade in der Zeit zum Jahreswechsel, den viele festlich und schön, dennoch auch einige einsam verbringen, ist das Miteinander so wichtig. Ein ernst gemeintes «Wie geht’s dir?» wirkt.

Seit einigen Jahren vergrössert sich die Zahl derer, welche von psychischer Beeinträchtigung betroffen sind. Nicht wollen zu können, ist eine schwere Last. Ein Verständnis dafür ist in der pulsierenden Arbeitswelt gefühlt nur gering vorhanden. Der Leistungsdruck ist allgegenwärtig. Neue Rekorde, Effizienz, Rendite und vieles mehr lassen viele Menschen ratlos stehen und führen dazu, dass sie sich in einer Welt voller Anforderungen und Möglichkeiten nur schwer gehört fühlen. Die Gesundheitskosten steigen immer höher. Die IV erhält immer mehr Gesuche mit Bezug zur psychischen Gesundheit. Wir sind alle gefordert, unser Möglichstes zu tun, um gesund zu bleiben. Hierbei stehen wir nicht nur in der Pflicht, auf uns selbst zu schauen, sondern auch unsere Mitmenschen einzubeziehen. Gerade in aussichtslosen Situationen kann ein Gespräch helfen.

Die psychische Gesundheit steht im Fokus der Kampagne «Wie geht’s dir?». Mit den auffälligen gelben Bänken soll sie dazu animieren, dass diese Frage ehrlich gestellt und entsprechend auch ehrlich beantwortet werden kann. Sie trägt dazu bei, die psychische Gesundheit erkennbar zu machen. Immer noch haben wir eine dramatische Unterdeckung an Therapieplätzen für Kinder und Jugendliche. Die Wartelisten sind lang und passende professionelle Hilfe oft nicht zeitnah zu bekommen. Die eine Sache ist sicherlich, wirkungsvolle Unterstützung aufzubauen, um Betroffenen Linderung zu verschaffen. Auf der anderen Seite ist es an uns, zu uns selbst Sorge zu tragen, uns zu schätzen und unsere Mitmenschen. Gemeinsam über Sorgen sprechen zu dürfen, ist ein erster Schritt in einen entspannteren Alltag.

In der Politik ist das Thema auf der Agenda. Massnahmen werden umgesetzt, reichen aber leider nicht aus, und die Angebote entstehen in einem bescheidenen Tempo. Präventionskampagnen sind wichtig und wirken. Leider lassen sie sich nur schwer messen. Der Wert eines kurzen Gesprächs über das Befinden ist auch nicht in Zahlen messbar, aber dennoch spürbar. Probieren Sie es aus und fragen Sie bei Gelegenheit Ihr Gegenüber «Wie geht’s dir?».

Ich wünsche Ihnen einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Holger Gurtner, SP Weinland, Gemeinderat Feuerthalen

Die Standorte der Bänkli und weitere Informationen finden Sie unter www.wie-gehts-dir.ch