Die Inklusion ist ein Erfolgsmodell

Forumsartikel SP Weinland, Andelfinger Zeitung, Ausgabe Freitag, 28.02.25

In der Schweiz leben 1,8 Millionen Menschen mit Behinderungen, das sind 22 Prozent der ganzen Bevölkerung. Seit 2004 ist das Behindertengleichstellungsgesetz in Kraft und 2014 hat sich die Schweiz mit der Ratifizierung der UNO-Behindertenrechtskonvention zu einer inklusiven Gesellschaft verpflichtet.

Die Integration von Menschen mit Behinderungen in unsere Gesellschaft – und damit die Sicherstellung der Teilhabe aller Menschen am gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Leben – ist ein wichtiger und richtiger Grundsatz. Es sagt viel über eine Gesellschaft aus, wie sie mit Menschen umgeht, welche spezielle Bedürfnisse haben. Die SP spricht sich klar gegen eine Ausgrenzung und Separierung von solchen Menschen aus, auch wenn dafür ein grosser Effort geleistet werden muss.

Dies gilt insbesondere auch für alle Kinder. Den Stimmen, welche behaupten, die Inklusion in der Schule sei gescheitert, muss ich hier widersprechen. Als Gymnasiallehrerin stelle ich fest, dass in den letzten 25 Jahren immer mehr Kinder mit körperlichen oder mentalen Behinderungen ins Gymnasium kommen. Es gelingt ihnen, trotz ihrer Handicaps die Primarschule zu absolvieren, die zentrale Aufnahmeprüfung zu bestehen und dann auch erfolgreich eine Matur zu machen.

Dass dies in den letzten Jahren möglich wurde, hängt stark damit zusammen, dass Kinder möglichst lange integrativ im normalen Schulsetting unterrichtet werden und auf eine Überweisung an eine Sonderschule verzichtet wird. Dass das für alle Beteiligten, sowohl für betroffene Kinder, Klassenkameraden und Lehrpersonen anspruchsvoll ist, muss an dieser Stelle auch sehr klar gesagt werden. Es ist nur möglich, wenn die nötige Unterstützung durch Fachpersonen an der Schule gewährleistet werden kann, was in der Volksschule durch Heilpädago:innen, Assistenzen, Schulsozialarbeiter:innen usw. geschieht. Es besteht aber noch Handlungsbedarf. Zum einen herrscht bekanntlich ein akuter Fachkräftemangel vor allem bei den Heilpädagog:innen. Aber auch die Ausbildung der Lehrpersonen an der Pädagogischen Hochschule muss sich verstärkter diesem Thema widmen. Am Gymnasium und an den Berufsschulen fehlen im Moment solche Unterstützungsmöglichkeiten gänzlich, und die neu eingeführte Schulsozialarbeit auf der Sekundarstufe II vermag dies allein nicht zu leisten. Es ist enorm wichtig, dass bis zum Schluss der Erstausbildung genügend Ressourcen für Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen vorhanden sind, damit sie ihre Ausbildung erfolgreich abschliessen können. Wie heisst es doch in der Präambel unserer Bundesverfassung: «Die Stärke des Volkes misst sich am Wohl der Schwachen.»

Sibylle Jüttner, Kantonsrätin SP, Andelfingen