Warum die Familienzeit-Initiative auch im Weinland wichtig ist

Forumsartikel SP Weinland, Andelfinger Zeitung, Ausgabe Freitag, 25.04.25

Ich bin 20 Jahre alt und lebe im Zürcher Weinland. Meine Generation steht vor vielen Herausforderungen: Klimawandel, Fachkräftemangel und der Wunsch, irgendwann eine Familie zu gründen. Doch noch immer ist es in der Schweiz – und auch im Weinland – schwierig, Familie und Beruf gerecht zu vereinen. Die Familienzeit-Initiative möchte das ändern. Sie fordert 18 Wochen bezahlte Elternzeit für beide Elternteile, eine gerechtere Verteilung der Familienarbeit und echte Wahlfreiheit für alle Familien. Für mich und viele andere junge Menschen ist das längst überfällig.

Derzeit übernehmen meist die Mütter den Grossteil der unbezahlten Familienarbeit. Väter würden gern mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen, können dies aber oft nicht aufgrund finanzieller Einschränkungen oder gesellschaftlicher Erwartungen. Im Weinland, wo immer mehr junge Familien leben und auch die älteren Generationen eine wichtige Rolle spielen, ist das Thema besonders relevant. Unsere Region bietet ideale Bedingungen für Familien: kurze Wege, enge Gemeinschaft und Nähe zur Natur. Doch es fehlen oft die richtigen Strukturen, um Familie und Beruf besser zu vereinbaren.

Einige Wirtschaftsverbände und KMUs kritisieren die Initiative als zu teuer und unflexibel. Sie befürchten, dass die Organisation in den Betrieben schwieriger wird. Gerade kleinere Unternehmen könnten Schwierigkeiten haben, Mitarbeitende während der Elternzeit vertreten zu lassen. Aber es gibt auch viele Gründe, warum gerade kleine und mittlere Unternehmen von einer familienfreundlicheren Arbeitswelt profitieren können. Wer familienfreundliche Arbeitsbedingungen bietet, gewinnt motivierte und qualifizierte Mitarbeitende, die langfristig bleiben.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die Bevölkerung immer älter wird, und gleichzeitig sinkt die Zahl der Geburten. Wenn wir unsere Gesellschaft und Wirtschaft stabil halten wollen, müssen wir junge Familien stärker unterstützen. In vielen europäischen Ländern gibt es schon viel längere und besser bezahlte Elternzeiten als in der Schweiz. Hierzulande liegt die Elternzeit in vielen Fällen bei nur 14 Wochen, was im internationalen Vergleich sehr wenig ist. Das zeigt, wie dringend wir in der Schweiz aufholen müssen, um Familien die Unterstützung zu bieten, die sie brauchen.

Natürlich gibt es berechtigte Fragen zur Umsetzung und zu den Kosten. Aber diese dürfen nicht dazu führen, dass wir Fortschritte aufschieben. Wir brauchen Lösungen, die der Lebensrealität von jungen Familien gerecht werden, auch in ländlichen Regionen wie dem Weinland. Es ist an der Zeit, für eine Zukunft einzutreten, in der Eltern ihre Kinder gemeinsam betreuen und gleichzeitig im Berufsleben erfolgreich bleiben können. Die Familienzeit-Initiative ist eine Chance, die wir nutzen sollten.

Soraya Wehrli, SP Weinland