2020 – was für ein Jahr! Wer vor zwölf Monaten vorausgesagt hätte, der Bundesrat würde uns vorschreiben, mit wie vielen Menschen wir Weihnachten verbringen dürfen, wäre für verrückt erklärt worden. Gleiches wäre jedem widerfahren, der die Prognose gewagt hätte, Schulen würde für Wochen schliessen und Unterricht nur noch als Homeschooling stattfinden – jene Schulen notabene, die Eltern mit schmerzlichen Geldbussen bestrafen, wenn sie auch nur einen Tag zu früh mit ihren Kindern in die Ferien verreisen. Restaurantverbote, Geisterspiele, Lockdown, Homeoffice – alles Begriffe und Erfahrungen, die uns vor einem Jahr noch gänzlich unbekannt waren und – ja: die wir auch nicht wirklich vermisst haben …
Es ist noch viel zu früh, Bilanz zu ziehen. Zu aggressiv greift das unberechenbare Virus nach wie vor in unser Leben ein. Nicht zu früh aber ist es, an dieser Stelle einen ganz grossen Dank auszusprechen. Viele haben in diesem Jahr ganz Ausserordentliches geleistet.
Danken möchte ich zuallererst all jenen, die in Alters- und Pflegeheimen unsere Betagten gepflegt, getröstet, betreut und in den Tod begleitet haben. Als Präsident des Zweckverbandes Zentrum Kohlfirst weiss ich sehr genau, wovon ich spreche. Den massiven Corona-Einbruch im November/Dezember haben wir nur überstanden, weil das Personal seine Arbeit mit grösstem Verantwortungsbewusstsein und unter Aufbieten der letzten Kräfte geleistet hat. Vergleichbares gilt für Hunderte von Pflege-, Spitex- und Gesundheitseinrichtungen im ganzen Kanton.
Applaus und Dank gebührt aber auch den Tausenden von Lehrpersonen aller Stufen, die im Frühling Fernunterricht aus dem Boden gestampft haben. Nach der Rückkehr haben sie den Hybrid-Unterricht – die Hälfte der Klasse vor den Bildschirmen, die andere im Schulzimmer – organisiert und sich vor allem um jene Schützlinge gekümmert, die während des Heimunterrichts völlig abgehängt hatten und «reintegriert» werden mussten.
Auch die Exekutiven und Verwaltungen in den Gemeinden, im Kanton und auf Bundesebene haben Ausserordentliches geleistet in den vergangenen Monaten. Das Hickhack zwischen dem Bundesrat und der Zürcher Regierung in den letzten Wochen ist zu Recht hart kritisiert worden. Trotzdem verdienen die Beteiligten insgesamt für ihren unermüdlichen Einsatz seit Ausbruch der Krise Anerkennung. Der Staat hat gezeigt, dass er unglaublich flexibel, schnell und effizient handeln kann, wenn sich alle zusammenraufen. Nach kurzer Verwirrung im März haben sich auch die Parlamente, der Zürcher Kantonsrat als erstes, wieder auf ihre unverzichtbare Rolle besonnen und in kürzester Zeit notfallmässig die nötigen Gesetzesänderungen beschlossen und die Massnahmen der Regierungen kritisch überprüft. Der Staat insgesamt hat sich für die ganze Gesellschaft als unverzichtbar erwiesen. Darauf lässt sich aufbauen, wenn es in den nächsten Wochen im engen Zusammenspiel der grossen Chemieunternehmen (Impfstoffe!) mit den staatliche Gesundheitsorganen darum geht, mit Massenimpfungen Schritt für Schritt wieder zu einem normaleren Leben zurückzukehren.
Von Markus Späth-Walter, Kantonsrat, Fraktionspräsident SP, Feuerthalen