Wie geht’s dir?

Forumsartikel SP Weinland, Andelfinger Zeitung, Ausgabe Freitag, 20.12.24

Diese Frage steht oft zu Beginn eines Gesprächs. Meist als Floskel gestellt, eröffnen diese drei Worte jedoch ein weites Feld von Antworten und enthalten eine Interessensbekundung für das Gegenüber. Diese Frage bewirkt mehr als es scheint. Sie gibt unter Umständen Halt und verbindet. Gerade in der Zeit zum Jahreswechsel, den viele festlich und schön, dennoch auch einige einsam verbringen, ist das Miteinander so wichtig. Ein ernst gemeintes «Wie geht’s dir?» wirkt.

Seit einigen Jahren vergrössert sich die Zahl derer, welche von psychischer Beeinträchtigung betroffen sind. Nicht wollen zu können, ist eine schwere Last. Ein Verständnis dafür ist in der pulsierenden Arbeitswelt gefühlt nur gering vorhanden. Der Leistungsdruck ist allgegenwärtig. Neue Rekorde, Effizienz, Rendite und vieles mehr lassen viele Menschen ratlos stehen und führen dazu, dass sie sich in einer Welt voller Anforderungen und Möglichkeiten nur schwer gehört fühlen. Die Gesundheitskosten steigen immer höher. Die IV erhält immer mehr Gesuche mit Bezug zur psychischen Gesundheit. Wir sind alle gefordert, unser Möglichstes zu tun, um gesund zu bleiben. Hierbei stehen wir nicht nur in der Pflicht, auf uns selbst zu schauen, sondern auch unsere Mitmenschen einzubeziehen. Gerade in aussichtslosen Situationen kann ein Gespräch helfen.

Die psychische Gesundheit steht im Fokus der Kampagne «Wie geht’s dir?». Mit den auffälligen gelben Bänken soll sie dazu animieren, dass diese Frage ehrlich gestellt und entsprechend auch ehrlich beantwortet werden kann. Sie trägt dazu bei, die psychische Gesundheit erkennbar zu machen. Immer noch haben wir eine dramatische Unterdeckung an Therapieplätzen für Kinder und Jugendliche. Die Wartelisten sind lang und passende professionelle Hilfe oft nicht zeitnah zu bekommen. Die eine Sache ist sicherlich, wirkungsvolle Unterstützung aufzubauen, um Betroffenen Linderung zu verschaffen. Auf der anderen Seite ist es an uns, zu uns selbst Sorge zu tragen, uns zu schätzen und unsere Mitmenschen. Gemeinsam über Sorgen sprechen zu dürfen, ist ein erster Schritt in einen entspannteren Alltag.

In der Politik ist das Thema auf der Agenda. Massnahmen werden umgesetzt, reichen aber leider nicht aus, und die Angebote entstehen in einem bescheidenen Tempo. Präventionskampagnen sind wichtig und wirken. Leider lassen sie sich nur schwer messen. Der Wert eines kurzen Gesprächs über das Befinden ist auch nicht in Zahlen messbar, aber dennoch spürbar. Probieren Sie es aus und fragen Sie bei Gelegenheit Ihr Gegenüber «Wie geht’s dir?».

Ich wünsche Ihnen einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Holger Gurtner, SP Weinland, Gemeinderat Feuerthalen

Die Standorte der Bänkli und weitere Informationen finden Sie unter www.wie-gehts-dir.ch

In die Zukunft blicken, auch beim Älterwerden

Forumsartikel SP Weinland, Andelfinger Zeitung, Ausgabe Fr, 25.10.24

Machen Sie sich gelegentlich Gedanken zur Zukunft? Nicht nur zur Weltlage, sondern zu Ihrer persönlichen Zukunft in fünf bis zehn Jahren? Diejenigen unter uns, die fünfzig oder mehr Jahre alt sind, machen sich vielleicht konkrete Gedanken zur Pensionierung, zum Umgang mit älteren Menschen oder der Betreuung der eigenen Eltern. Und vielleicht wünscht man sich die Weisheit eines lebenserfahrenen Menschen. Selbständig und vital zu sein bis ins hohe Alter, das wünschen wir uns wohl alle. Dazu brauchen wir gute gesellschaftliche Rahmenbedingungen: Mobilität, öffentliche Verkehrsanbindungen, medizinische Versorgung, dem Alter entsprechende Wohnformen, soziale Kontakte, nahe Einkaufsmöglichkeiten usw.

Um solche Fragen dreht sich auch das Projekt „Älterwerden im Weinland“, entwickelt vom Gemeindepräsidentenverband Andelfingen, der dazu ein Versorgungskonzept samt Massnahmenplan erarbeitet hat. Kernstück ist eine gemeindeübergreifende Fachstelle Alter, welche die Bedürfnisse der älteren Menschen koordinieren und umsetzen soll, wie wir vor ein paar Wochen in der Andelfinger Zeitung erfahren haben. Es erscheint mir sehr sinnvoll, wenn sich die Gemeinden hier zusammenschliessen, um das Leben der älteren Generation gemeinsam zu erleichtern und zu verbessern.

Darüber hinaus: Sind Sie – ob nun jünger oder älter – glücklich? Zufrieden? Erik Erikson, ein Psychologe, beschreibt als Aufgabe für die mittlere Altersgruppe, dass man einen Platz in der Gesellschaft findet, einen Beitrag zum Gemeinwohl leistet und nicht stillsteht. Im höheren Alter der Persönlichkeitsentwicklung – diese hört nach Erikson nie auf – beschreibt er, dass für es für ein gelingendes Altwerden zentral sei, eine Ich-Integrität zu erreichen. Darunter versteht er eine Art Bilanzziehen des bisherigen Lebens und sich mit dem eigenen Leben aussöhnen. Dies sei zentral, um zufrieden auf sein Leben zurückblicken zu können, auf ein Leben, das vermutlich mit Erfolgen, Misserfolgen, Trauer, Schmerz, aber auch mit Glück und Gesundheit angereichert ist.

Um zur Eingangsfrage zurückzukommen: Was wünschen Sie sich – für sich selbst oder für Ihre Liebsten? Wohin soll sich Ihr Leben wenden? Auch wenn man körperlich eingeschränkt ist – was ja auch schon in jungen Jahren der Fall sein kann – so kann die Freiheit im Denken und die Freiheit bei kleinen, alltäglichen Handlungen zur eigenen Zufriedenheit beitragen. Weisheit aber ist meines Erachtens etwas, das mit der Lebenserfahrung wächst, bis ins hohe Alter, und ein Verständnis für die Zusammenhänge des Lebens bringt, das uns niemand nehmen kann.

Anita Märki, SP Weinland

Schulinseln als Stärkung der integrativen Schule

Forum Andelfinger Zeitung, Ausgabe vom Freitag, 30. August 2024

Ich schreibe diesen Forums-Artikel nicht ohne besonderen Hintergrund. Als langjähriges Mitglied der kantonsrätlichen Kommission für Bildung und Kultur war ich an der Formulierung der Grundsätze für die integrative Schule im Volksschulgesetz beteiligt. Als aktueller Schulpräsident von Feuerthalen bin ich nun für deren Umsetzung mitverantwortlich und kann deren Wirkungen vor Ort beobachten.

Nach zwei Jahren Schulpräsidium stelle ich auf Grund der Schulbesuche und zahlreicher Gespräche befriedigt fest: Die Integration funktioniert. In unseren Klassenzimmern wird gute Arbeit geleistet. Vielen integrierten Kindern mit besonderen Bedürfnissen geht es in ihren Klassen gut. Die Schüler:innen lernen voneinander, nehmen Rücksicht und arbeiten gut zusammen – nicht immer, aber in aller Regel.

Integration ist aber nicht gratis zu haben. Sie hat ihren Preis. Die Schulpflege Feuerthalen hat vor den Sommerferien für rund 20 Kinder eine integrierte Sonderschulung in der Regelklasse (ISR) beschlossen. Im Schnitt wurden für jedes ISR-Kind neun Lektionen Unterstützung bewilligt. Konkret heisst das, dass den Klassen mit einem integrierten Kind während rund einem Drittel der Unterrichtsstunden Heilpädagogik-, Therapie- und Klassenassistenzlehrpersonen zusätzlich zur Hauptlehrperson zur Verfügung stehen. Sie unterstützen die Schüler:innen mit besonderen Bedürfnissen, stehen aber auch der ganzen Klasse zur Verfügung. Im Schnitt lässt sich unsere Gemeinde jedes ISR-Kind mehr als 37’000 Franken kosten. Zum Vergleich: Ein Platz an einer externen Kleingruppenschule kostet 55’000 Franken pro Kind.

Integration ist anspruchsvoll. Sie setzt voraus, dass alle Beteiligten eng zusammenarbeiten und ihren Einsatz im Alltag koordinieren. Diese Teamarbeit funktioniert in vielen Fällen gut, es gibt hier aber klar noch Verbesserungspotenzial. Die Bildungspolitik sollte mit der Revision des Berufsauftrags die Rahmenbedingungen deutlich verbessern: Die Arbeitszeit, die den Lehrpersonen für den Unterricht angerechnet wird, muss grosszügig erhöht werden.

Die Integration hat Grenzen. Die Integration ist erfolgreich, wenn Kinder mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen in einer Regelklasse gezielt gefördert werden können. Sie stösst dort an Grenzen, wo Kinder – meistens Buben – mit ihrem Verhalten den Unterricht stören, die Aufmerksamkeit der Lehrpersonen für sich allein beanspruchen und konzentriertes Arbeiten schwierig machen. Für diese besonderen Fälle braucht die Schule ein spezifisches Angebot: Solche Kinder müssen einen Ort haben, wo sie sozialpädagogisch betreut zur Ruhe kommen, individuell lernen und eng geführt werden können (Separation auf Zeit im eigenen Schulhaus). In Feuerthalen planen wir dafür fürs kommende Jahr eine sogenannte Schulinsel.

Schulinseln sind eine zukunftstaugliche Weiterentwicklung des integrativen Modells. Der Ruf nach Abschaffung der Integration und nach Rückkehr zur Kleinklassenschule ist dagegen pädagogisch falsch, finanziell für die Schulgemeinden verheerend und geht klar an der gesellschaftlichen Realität vorbei.

Markus Späth, SP, Schulpräsident, Alt-Kantonsrat, Feuerthalen

Eine Erfolgsgeschichte

Forum Andelfinger Zeitung, Ausgabe vom Freitag, 5. Juli 2024

Zum zweiten Mal hat die Gemeinde Dachsen bei „Schweiz bewegt“ mitgemacht. Im letzten Jahr hat Dachsen sogar den Sieg bei den Gemeinden bis 2000 Einwohner davongetragen. Das stachelt bekanntlich die Konkurrenz an. Dieses Jahr hat die Gemeinde Schleitheim (SH) uns überholt.

In erster Linie ging es natürlich darum sich zu bewegen. Darauf zu achten, kürzere Strecken zu Fuss oder mit dem Velo zu erledigen und das Auto möglichst stehen zu lassen. Doch will man an der Spitze mitmischen, braucht es viel Organisation. Auf Apps, im Gemeindeanzeiger, im Internet und mit öffentlichem Anschlag wurde den Einwohnerinnen und Einwohner von Dachsen kundgetan, wo sie mitmachen konnten. Zum Beispiel an den Spaziergängen am Donnerstagabend, meist bei miesem Wetter, kamen zwischen 72 bis 92 Personen und das jeden Donnerstag im Mai. An Auffahrt war die grosse Gemeindewanderung über den Rheinauer Damm und zurück zum Nohl-Steg angesagt. Insgesamt gab es über 60 Angebote von vielen Vereinsvertretern und Privaten, von Pilates bis zum Schwimmen im Rhein. Von Anfang an zeichnete sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Schleitheim und Dachsen ab. Täglich, sogar stündlich wurde die Rangliste beobachtet und analysiert.

Während Dachsen letztes Jahr rund eine Million Bewegungsminuten zusammentrug, reichte das in diesem Jahr bei weitem nicht mehr. Schleitheim hatte zum Schluss 1‘644’828 Minuten und Dachsen 1‘640’699 Minuten. Auch wenn es mich als sportlicher Mensch freut, dass sich in Dachsen so viel bewegte, hat der Wettkampf noch eine ganz andere Bedeutung. Schon im letzten Jahr hat sich gezeigt, dass bei diesen Aktivitäten eine ganz neue Qualität des Miteinander in der Gemeinde entsteht. Zum einen konnten sich die Vereine in der Gemeinde profilieren und mit ihren Angeboten Mitbewohner zum Mittun begeistern. Zum andern fanden auch Begegnungen statt, die ohne „Dachsen bewegt“ nie zu Stande gekommen wären. Dachsen war sozusagen zum Greifen spürbar.

Dachsen ist also näher zusammengerückt. Neue Bekanntschaften und sogar neue Freundschaften sind entstanden. Auch der Gemeinderat und die Verwaltung haben sich engagiert, was wiederum die Behördenmitglieder der Bevölkerung nähergebracht hat. Für Dachsen ist dieser Anlass eine Erfolgsgeschichte. Als Sozialdemokrat sehe ich es sowieso gerne, wenn man sich begegnet und austauschen kann. Persönlich habe ich während des Wanderns, Joggens, Velofahrens oder beim Kräuterkurs im Gelände interessante Gespräche geführt. Meine Empfehlung an alle anderen Gemeinden im Weinland kann deshalb nur heissen: selber einmal mitmachen und sich dann wundern, wie solidarisch sich die Einwohner geben können.

Zum Schluss verrate ich Ihnen gerne nochmals die diesjährige Rangliste: 1. Rang Schleitheim mit 1‘644’828 Minuten, 2. Rang Dachsen mit 1‘640’699 Minuten, 3. Rang Remigen (AG) mit 1‘059’687 Minuten.

Peter Kissling, Co-Präsident SP Weinland

Ich höre dich

Forumsartikel in der Andelfinger Zeitung, Ausgabe vom 3. Mai 2024

Woran fehlt es in unserer Gesellschaft? Da hat wohl jeder so seine eigenen Vorstellungen. Was dient unserer Gesellschaft? Auch da dürfte die Antwort nicht so einfach sein. Aber gegenseitiges Verständnis gehört ganz sicher dazu.

Gegenseitiges Verständnis, das sei bloss ein anderes Wort für Kapitulation, könnte man denken. Sicher gibt es Grenzen, nicht alles ist akzeptabel. Aber ohne gegenseitiges Verständnis stelle ich mir das Leben einsam vor.

Beruflich bin ich gelegentlich an Konferenzen mit Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Landesteilen. Da gilt die Regel, dass jeder in seiner eigenen Landessprache sprechen kann. Aber wie steht es mit dem Verstehen? Oft ist ein professioneller Dolmetscher mit von der Partie. Ich weigere mich jedoch standhaft, mir diese Ohrstöpsel umzuhängen: Zumindest mit Französisch komme ich ganz leidlich zurecht und auch mit schön gesprochenem Italienisch kann ich umgehen. Selbst wenn es für mich nicht immer ganz leicht ist, finde ich den Verzicht auf den Dolmetscher ein wichtiges Zeichen für meine Freunde aus dem Tessin oder der Romandie: Ich versuche, dich zu verstehen.

Die Schweiz ist eine Willensnation: Wir sind Schweizer, nicht weil wir alle gleich sind, sondern wir sind Schweizer, weil wir uns aus unserer unterschiedlichen Herkunft und unserer unterschiedlichen Kultur Vorteile und neue Impulse erhoffen. Nur zu gut bekannt sind Regimes, in denen die Einheit im Zentrum steht und der Andersdenkende ausgegrenzt und verfolgt wird. Nur im Osten? Nein, auch in den USA, der sogenannt westlichen Leitkultur toben politische Grabenkämpfe. Ich mag gar nicht daran denken, was uns im amerikanischen Wahlkampf noch alles bevorsteht.

Was könnte das gemeinsame Verständnis fördern? Früher hat man Adlige mit Adligen anderer Herrscherhäuser zwangsverheiratet, um den Frieden zu sichern. Würde das heute auch gelingen? Ein Verwandter von Putin und eine Tochter aus dem Hause Selenski. Wäre damit ein rascher Frieden hergestellt? Wohl kaum.

Wie könnte man das gegenseitige Verständnis denn sonst fördern? Zum Beispiel, indem man Menschen, die im Ausland geboren sind, echte Chancen gibt und sie, wie jüngst in Basel geschehen, als Regierungsräte wählt. Und wo kann ich selbst etwas fürs gegenseitige Verständnis tun? Ich hab’s: Weg mit den Ohrstöpseln! Versuchen wir doch, unsere Umgebung im Originalton zu hören und wagen wir, auch mal in einer für uns ungewohnten Landessprache zu antworten. Auch wenn man nicht immer alles bis ins letzte Detail versteht, ist es doch ein wichtiges Zeichen an unsere Mitmenschen: Hey, mein Freund, auch wenn ich mich anstrengen muss versuche ich, dich zu verstehen…

Andreas Jenni, SP Weinland

Unwetter – Temperaturanstieg – Windräder – Glück: Gibt es da einen Zusammenhang?

Forumsartikel SP Weinland, Andelfinger Zeitung, Ausgabe Freitag, 08.03.24

Haben Sie in den vergangenen Monaten schmelzende Gletscher in unseren Alpen gesehen? Wurden Sie von Unwetter oder von mit Regenwasser gefüllten Kellern überrascht? Wissen Sie, dass über 90% der Korallen absterben, wenn die Klimaerwärmung 2 Grad betragen wird? Der Klimawandel macht betroffen. Was kann ich machen?

Ich sehe verschiedene Möglichkeiten: Die einen schränken mich kaum ein, bei anderen muss ich mich stark motivieren. Den CO2-Ausstoss reduzieren kann ich, indem ich mit rohstoffhaltigen Produkten sorgsam umgehe, weniger Auto fahren, aufs Fliegen möglichst verzichte. Nicht zu viel streamen, keine Bitcoins verwenden, weniger Fleisch essen. Das Sammeln von Plastik und Kunststoff ist auch eine gute Sache, bringt aber im Vergleich zu den anderen Massnahmen eher wenig.

Reichen solche Bemühungen, um den globalen Temperaturanstieg auf 1.5 Grad zu begrenzen? Nur, wenn wir alle viele Beiträge dazu leisten! Es muss uns gelingen, bis 2030 unseren CO2-Ausstoss zu halbieren, und bald darauf ganz auf null zu bringen. Solange wir CO2 ausstossen, solange wird die globale Durchschnittstemperatur steigen, und in der Schweiz noch stärker als im weltweiten Durchschnitt. Deshalb müssen wir auch die Heizungen auf CO2-freie Technologien wie Erdwärme oder Wärmepumpen umstellen. Um die Energiesicherheit zu gewährleisten und um einem von der Mehrheit der Bevölkerung gewollten Netto-Null-Ziel näher zu kommen, sollten wir die Vorteile von Windenergie nutzen. Es windet im Winter stärker als im Sommer, das ist also eine gute Ergänzung zur Sonnenenergie, welche im Winter eingeschränkt nutzbar ist. Windenergie kann im Kanton Zürich gleich viel oder mehr Strom erzeugen wie die unserer Flusswasserkraftwerke. Wer die Natur schätzt, sollte den eigenen CO2-Ausstoss auf „Netto-Null“ senken.

Kann man positiv in die Zukunft schauen, wenn man sich steigenden Temperaturen gegenüber machtlos fühlt? Aus der Forschung ist bekannt, dass sich Menschen glücklich fühlen, wenn sie sich als aktiv handelnd erleben: Packen wir es an, gemeinsam als Gesellschaft, indem jeder von uns einen Beitrag zur Rohstoffreduktion leistet und auf erneuerbare Energien setzt. Und: zum Glücklichsein gehören Menschen, die man liebt, sowie Tätigkeiten, die für einen sinnvoll sind. Auch dies gilt es zu pflegen. Ich wünsche Ihnen einen Tag, angereichert mit vielen glücklichen Momenten und mit anpackenden Handlungen.

Anita Märki, SP Weinland

Herausforderungen zum Ankommen

Forum Andelfinger Zeitung, Ausgabe vom Freitag, 12.01.24

Mit einem neuen Jahr gehen Wünsche und Hoffnungen einher, es besser zu machen, Vorsätze zu kreieren und ihnen zu entsprechen. Alles ist noch so neu und scheint unverbraucht. Beim Neujahrs-Brunch der SP Weinland durften wir am 7. Januar einige neue Gesichter begrüssen. Oft ist die Situation dann etwas speziell, wenn jemand das erste Mal in einer Gruppe von vielen Unbekannten ist. Wie steige ich in ein Gespräch ein? Welche Themen sind von Interesse? Und so weiter. Nicht alle Menschen getrauen sich, gleich Kontakt zu knüpfen und ins Gespräch zu kommen. Neu zu sein und doch dazu zu gehören ist eine herausfordernde Aufgabe. Sie stellt sich einem in vielen Lebenslagen. Ein neuer Job, eine neue Klasse, ein neues Eigenheim im neuen Dorf. Oder aber auch die Flucht in ein neues Land, weil die Heimat aufgrund eines Krieges oder durch Verfolgung keine Perspektiven mehr bietet.

Krieg zerstört Perspektiven

Die Situation in den verschiedenen Kriegsregionen der Welt spitzt sich immer weiter zu. Unlängst hat die russische Regierung ihre Angriffe auf die Ukraine massiv verstärkt und greift nun auch wieder Ziele im Landesinneren an. Auch in Nahost und in den Konfliktregionen Afrikas entflammen die Konflikte zusehends.

Die Zahl der Asylsuchenden in der Schweiz ist auf einem hohen Niveau. Die Tendenz ist weiter steigend. So wurde vom Staatssekretariat SEM kürzlich darüber informiert, dass 2024 erneut 30’000 Asylsuchende zu erwarten sind.

Wir haben uns vor vielen Jahren als Gesellschaft dazu verpflichtet, mit der Annahme der Bundesverfassung, Schutzsuchenden Asyl zu ermöglichen. Der Anspruch auf Asyl wird jeweils geprüft. Längst nicht allen Gesuchen wird stattgegeben. Die geflüchteten Menschen müssen sich in der Fremde zurechtfinden und neue Perspektiven erarbeiten. Dabei sind wir als Gesellschaft in der Pflicht, diese Menschen aufzunehmen und ihnen keine weiteren Steine in den Weg zu legen. Die Betroffenen müssen das neue Umfeld kennenlernen. Dazu gehören die Pflichten, welche sie zu beachten haben. An der Gesellschaft ist es, ihnen auch die Rechte zu gewähren, welche ihnen in ihrer Heimat auf unwürdigste Weise verwehrt bleiben.

Jede Gemeinde im Kanton Zürich ist verpflichtet, ihr Kontingent von 1.3% der Einwohnerzahl an Hilfesuchenden zu erfüllen. Dies ist für viele Gemeinden eine grosse Schwierigkeit, da der Wohnraum knapp ist. Weil das Weinland sehr weitläufig ist und viele Gemeinden sehr klein sind, ist die Stadt Winterthur durch die Gemeinden beauftragt worden, die Asylkoordination des Weinlands zu erfüllen. Diese Zusammenarbeit ermöglicht eine zentrale Koordination und entlastet die Gemeinden in der Administration. Das Leben findet in den Gemeinden statt. Mich freut es zu sehen, dass Menschen auf der Flucht hier im Weinland Schutz finden und ein grosser Wille der Bevölkerung vorhanden ist, diese Herausforderung zu bewältigen.

Holger Gurtner, Gemeinderat Feuerthalen Mitglied der AG Asyl des Bezirks Andelfingen

Atomenergie wird das Klima nicht retten

Forum Andelfinger Zeitung, Ausgabe vom Freitag, 17.11.23

Diese Woche war zu vernehmen, dass die vom Energieclub Schweiz lancierte Volksinitiative «Blackout stoppen» zustande kommt. Die Initiative, hinter der atomfreundliche bürgerliche Kreise stehen, will das Bauverbot für Atomkraftwerke in der Schweiz aufheben und zählt die Atomkraft zu den «klimaschonenden Arten der Stromerzeugung». Die Initianten jammern über das angebliche «Technologieverbot», das mit dem Volksentscheid von 2016 zum Atomausstieg einhergehe.

Gleichzeitig werden von der Atomlobby neue AKWs propagiert, die sicherer und umweltfreundlicher sein sollen als die alten. Die neuen Reaktortypen werden uns auch gleich noch als Lösung für den Atommüll angepriesen. Dazu gibt es bereits kritische Gegenstudien. Und vor wenigen Tagen erreichte uns die brisante Meldung aus den USA, wonach im Bundesstaat Utah das Projekt eines neuen Kleinreaktors der Firma NuScale Power gefloppt ist, dies wegen massiv gestiegener Bau- und Rohstoffkosten.

Um Technologien und kontroverse Studien werden wir zweifellos noch lange weiterdebattieren. Aber schon heute ist klar: Die Atomenergie wird das Klima nicht retten. Auf neue Super-Reaktoren zu setzen ist zu gefährlich, zu unsicher, zu teuer, zu spät.

Wie gefährlich die in jedem AKW unvermeidlich entstehende Radioaktivität ist, hat uns die Katastrophe von Fukushima vor 12 Jahren gezeigt. Die wenigen «Atomkraftwerke der neuesten Generation», die weltweit entstehen, sind vor allem eins: ewige Baustellen, die dem Zeitplan hinterherhinken und eine Milliarde nach der anderen verschlingen. Und auch sie verursachen Atommüll. Schon beim bisherigen atomaren Abfall – auch bei uns – wissen wir noch immer nicht so richtig, wie wir ihn sicher lagern sollen. Forschung und Entwicklung, die es in der Atomtechnologiefraglos braucht, muss sich in erster Linie um die Entsorgung und den Rückbau unserer AKW kümmern, wenn diese dereinst abgestellt werden.

Die Stromversorgung können wir mit klimaneutralen Energieträgern schaffen. Aber nur, wenn wir auf allen Ebenen die nötigen Ressourcen dafür einsetzen und Hindernisse aus dem Weg räumen. Das bedeutet vorwärtsmachen mit Solarenergie, Wasserkraft, Windkraft und Biomasse, zusammen mit griffigen Sparmassnahmen und Effizienz beim Verbrauch. Bei allen Erneuerbaren haben wir noch Luft nach oben, besonders bei der Sonne.

Sicher, das sind komplexe Aufgaben, es braucht oft massgeschneiderte Lösungen und Anreize für Wirtschaft, Industrie und Privathaushalte. Nur mit einem guten Strommix retten wir das Klima. Und wir folgen damit dem politischen Weg, den die Stimmbevölkerung mit dem Ja zum Klimaschutzgesetz vorgeben hat.

Käthi Furrer, Co-Präsidentin SP Weinland

Herzlichen Dank an die Wählerinnen und Wähler

Die SP Weinland dankt allen Wählerinnen und Wählern, die unserer Kandidatin Priska Lötscher ihre Stimme gegeben haben, ganz herzlich! Besonders danken wir auch den Mitgliedern des Komitees «Priska Lötscher ans Bezirksgericht» für die grosse Unterstützung im Wahlkampf. Auch wenn es für die Wahl nicht gereicht hat, hat Priska Lötscher einen Achtungserfolg erzielt. Wir gratulieren Patrick Blumer zur Wahl und wünschen dem nun wieder vollständigen Bezirksgericht eine gute weitere Zusammenarbeit.

22. Oktober 2023

Käthi Furrer und Peter Kissling

Co-Präsidium SP Weinland

Zur Webseite „Wahlen 2023“ der SP Weinland

Zu den Wahlen

Wir haben gewonnen. Ein bisschen in der Schweiz. Ganz deutlich im Kanton Zürich. Und das ist echt wichtig. Wir haben der SVP mit ihrer immer gleichen ausländerfeindlichen Masche die Stirn geboten. In Zürich haben wir 3.8% der Stimmen und einen Sitz dazugewonnen. Praktisch der ganze Verlust von vor vier Jahren konnte so kompensiert werden. Leider war die SP nicht in der ganzen Schweiz so erfolgreich. Die insgesamt 2 Sitzgewinne können die Verluste unserer grünen Partner (-5) bei weitem nicht kompensieren. Einmal mehr hat sich bestätigt: Grüne und SP gewinnen nie gemeinsam. Unsere beiden Parteien grasen auf der gleichen Wiese. Vor vier Jahren dominierte das Klimathema, diesmal die grosse soziale Unsicherheit in Zeiten von Krieg, Flüchtlingsthematik und Pandemie. Der gemäss Prognosen drohende Rechtsrutsch hat uns sicher geholfen. Das aber ist gleichzeitig auch die Verpflichtung für die nächsten vier Jahre. Wir dürfen uns auch weiterhin nicht auf ein Thema beschränken, sondern müssen die Sorgen der Menschen ums Klima, um die Kaufkraft, um finanzierbare Gesundheitskosten, um ein solidarisches Zusammenleben gleichermassen ernst nehmen. Dass auch bei dieser Wahl nur 46.7% ihre Stimme abgaben, also deutlich mehr als die Hälfte ihr Couvert unbenutzt entsorgten, zeigt, wo in Zukunft noch zusätzliche Stimmen zu holen sind.

Im Bezirk Andelfingen hat Priska Lötscher im zweiten Wahlgang ihre Stimmenzahl gegenüber dem ersten noch einmal deutlich steigern können. Gegen die vereinte Stimmkraft von FDP und SVP lag mehr aber nicht drin. Wir werden bei nächster Gelegenheit alles dransetzen, die politisch nun sehr einseitige Zusammensetzung des Gerichts zu korrigieren.

Markus Späth-Walter

Zur Webseite „Wahlen 2023“ der SP Weinland