Atomenergie wird das Klima nicht retten

Forum Andelfinger Zeitung, Ausgabe vom Freitag, 17.11.23

Diese Woche war zu vernehmen, dass die vom Energieclub Schweiz lancierte Volksinitiative «Blackout stoppen» zustande kommt. Die Initiative, hinter der atomfreundliche bürgerliche Kreise stehen, will das Bauverbot für Atomkraftwerke in der Schweiz aufheben und zählt die Atomkraft zu den «klimaschonenden Arten der Stromerzeugung». Die Initianten jammern über das angebliche «Technologieverbot», das mit dem Volksentscheid von 2016 zum Atomausstieg einhergehe.

Gleichzeitig werden von der Atomlobby neue AKWs propagiert, die sicherer und umweltfreundlicher sein sollen als die alten. Die neuen Reaktortypen werden uns auch gleich noch als Lösung für den Atommüll angepriesen. Dazu gibt es bereits kritische Gegenstudien. Und vor wenigen Tagen erreichte uns die brisante Meldung aus den USA, wonach im Bundesstaat Utah das Projekt eines neuen Kleinreaktors der Firma NuScale Power gefloppt ist, dies wegen massiv gestiegener Bau- und Rohstoffkosten.

Um Technologien und kontroverse Studien werden wir zweifellos noch lange weiterdebattieren. Aber schon heute ist klar: Die Atomenergie wird das Klima nicht retten. Auf neue Super-Reaktoren zu setzen ist zu gefährlich, zu unsicher, zu teuer, zu spät.

Wie gefährlich die in jedem AKW unvermeidlich entstehende Radioaktivität ist, hat uns die Katastrophe von Fukushima vor 12 Jahren gezeigt. Die wenigen «Atomkraftwerke der neuesten Generation», die weltweit entstehen, sind vor allem eins: ewige Baustellen, die dem Zeitplan hinterherhinken und eine Milliarde nach der anderen verschlingen. Und auch sie verursachen Atommüll. Schon beim bisherigen atomaren Abfall – auch bei uns – wissen wir noch immer nicht so richtig, wie wir ihn sicher lagern sollen. Forschung und Entwicklung, die es in der Atomtechnologiefraglos braucht, muss sich in erster Linie um die Entsorgung und den Rückbau unserer AKW kümmern, wenn diese dereinst abgestellt werden.

Die Stromversorgung können wir mit klimaneutralen Energieträgern schaffen. Aber nur, wenn wir auf allen Ebenen die nötigen Ressourcen dafür einsetzen und Hindernisse aus dem Weg räumen. Das bedeutet vorwärtsmachen mit Solarenergie, Wasserkraft, Windkraft und Biomasse, zusammen mit griffigen Sparmassnahmen und Effizienz beim Verbrauch. Bei allen Erneuerbaren haben wir noch Luft nach oben, besonders bei der Sonne.

Sicher, das sind komplexe Aufgaben, es braucht oft massgeschneiderte Lösungen und Anreize für Wirtschaft, Industrie und Privathaushalte. Nur mit einem guten Strommix retten wir das Klima. Und wir folgen damit dem politischen Weg, den die Stimmbevölkerung mit dem Ja zum Klimaschutzgesetz vorgeben hat.

Käthi Furrer, Co-Präsidentin SP Weinland