Inselmuseum Rheinau: Erfolg dank geschickter Lobbyarbeit

Forumsartikel SP Weinland, Andelfinger Zeitung, Ausgabe Freitag, 20.06.25

Letzte Woche verbrachte ich im Rahmen einer Weiterbildung zwei Tage auf der Klosterinsel in Rheinau. Wir genossen die Atmosphäre, die wunderbare Anlage und die Stille. Ja, ruhig war es tatsächlich. Wir waren fast die einzigen Gäste auf der ganzen Insel, nur der eine oder andere Handwerker und vereinzelte Touristen fanden den Weg über die neue Brücke.
Das könnte sich in wenigen Jahren ändern. Die Regierung hat Mitte April einen Projektierungskredit von fast vier Millionen Franken für die Sanierung des Abttrakts bewilligt und ein Kostendach von 20 Millionen Franken für dessen Umnutzung zum Museum und zur Erweiterung der Musikinsel festgelegt. Nach jahrelangem Warten dürfte das endlich der entscheidende Durchbruch sein – für die Realisierung eines attraktiven, modernen Museums zur Geschichte des Klosters und der Psychiatrie in Rheinau. Das Museum würde endlich auch den Zugang der Öffentlichkeit zu einem Teil der imposanten Klosteranlage ermöglichen. Das Museumskonzept sieht zudem vor, die ganze Insel mit Spaziergängen zur Bau- und Nutzungsgeschichte des Klosters und mit einem Kloster-Krimi zu «bespielen». Die Rheinauer Klosterinsel hat schon längst ein grösseres Publikum verdient! Vielleicht gelingt es dann ja sogar, das wunderschöne Restaurant Klostergarten mit seiner zauberhaften Gartenwirtschaft direkt am Rhein zu neuem Leben zu erwecken. Weshalb das Inselmuseum Rheinau Thema des heutigen Forums ist, in welchem sich die politischen Parteien des Weinlands jeden Freitag frei äussern können, hat gute Gründe: Die Zürcher Regierung hat bereits 2009 ein Umnutzungskonzept für die ganze Insel beschlossen. Sie sollte neu zum Übungsort für Musiker:innen werden, eine Hauswirtschaftsschule für die Zürcher Mittelschulen beherbergen sowie ein Restaurant und im Abteitrakt ein Museum umfassen.
Die Bildungsdirektion realisierte inzwischen die Schule, eine Stiftung die Musikinsel, das Restaurant nahm zwar den Betrieb auf, fiel aber letztlich dem fehlenden Publikum und der Coronapandemie zum Opfer. Weil dem Kanton die Rechtsgrundlage für die Führung eigener Museen fehlt, wurde der Verein InselMuseumRheinau gegründet. Dieser entwickelte im Auftrag der Regierung mit Mitteln aus dem Lotteriefonds ein überzeugendes Detailkonzept für das Museum; die Regierung verzögerte aber während Jahren dessen Realisierung. Dass es nun endlich vorwärts geht, ist auch der geschickten Lobbyarbeit aller vier Kantonsrät:innen aus dem Bezirk zu verdanken. Einmal mehr hat sich bestätigt: Wenn die politischen Vertreter:innen des Weinlands über die Parteigrenzen hinweg energisch zusammenstehen, kann im fernen Zürich auch für eine kleine Randregion einiges bewegt werden. Dafür möchte ich unserer Vertretung im Kantonsrat herzlich danken. Spätestens wenn die Vorlage zum Abteigebäude in den Kantonsrat kommt, werden wir sie wieder dringend brauchen.

Markus Späth-Walter, SP, alt Kantonsrat, Vizepräsident InselMuseumRheinau

Warum die Familienzeit-Initiative auch im Weinland wichtig ist

Forumsartikel SP Weinland, Andelfinger Zeitung, Ausgabe Freitag, 25.04.25

Ich bin 20 Jahre alt und lebe im Zürcher Weinland. Meine Generation steht vor vielen Herausforderungen: Klimawandel, Fachkräftemangel und der Wunsch, irgendwann eine Familie zu gründen. Doch noch immer ist es in der Schweiz – und auch im Weinland – schwierig, Familie und Beruf gerecht zu vereinen. Die Familienzeit-Initiative möchte das ändern. Sie fordert 18 Wochen bezahlte Elternzeit für beide Elternteile, eine gerechtere Verteilung der Familienarbeit und echte Wahlfreiheit für alle Familien. Für mich und viele andere junge Menschen ist das längst überfällig.

Derzeit übernehmen meist die Mütter den Grossteil der unbezahlten Familienarbeit. Väter würden gern mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen, können dies aber oft nicht aufgrund finanzieller Einschränkungen oder gesellschaftlicher Erwartungen. Im Weinland, wo immer mehr junge Familien leben und auch die älteren Generationen eine wichtige Rolle spielen, ist das Thema besonders relevant. Unsere Region bietet ideale Bedingungen für Familien: kurze Wege, enge Gemeinschaft und Nähe zur Natur. Doch es fehlen oft die richtigen Strukturen, um Familie und Beruf besser zu vereinbaren.

Einige Wirtschaftsverbände und KMUs kritisieren die Initiative als zu teuer und unflexibel. Sie befürchten, dass die Organisation in den Betrieben schwieriger wird. Gerade kleinere Unternehmen könnten Schwierigkeiten haben, Mitarbeitende während der Elternzeit vertreten zu lassen. Aber es gibt auch viele Gründe, warum gerade kleine und mittlere Unternehmen von einer familienfreundlicheren Arbeitswelt profitieren können. Wer familienfreundliche Arbeitsbedingungen bietet, gewinnt motivierte und qualifizierte Mitarbeitende, die langfristig bleiben.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die Bevölkerung immer älter wird, und gleichzeitig sinkt die Zahl der Geburten. Wenn wir unsere Gesellschaft und Wirtschaft stabil halten wollen, müssen wir junge Familien stärker unterstützen. In vielen europäischen Ländern gibt es schon viel längere und besser bezahlte Elternzeiten als in der Schweiz. Hierzulande liegt die Elternzeit in vielen Fällen bei nur 14 Wochen, was im internationalen Vergleich sehr wenig ist. Das zeigt, wie dringend wir in der Schweiz aufholen müssen, um Familien die Unterstützung zu bieten, die sie brauchen.

Natürlich gibt es berechtigte Fragen zur Umsetzung und zu den Kosten. Aber diese dürfen nicht dazu führen, dass wir Fortschritte aufschieben. Wir brauchen Lösungen, die der Lebensrealität von jungen Familien gerecht werden, auch in ländlichen Regionen wie dem Weinland. Es ist an der Zeit, für eine Zukunft einzutreten, in der Eltern ihre Kinder gemeinsam betreuen und gleichzeitig im Berufsleben erfolgreich bleiben können. Die Familienzeit-Initiative ist eine Chance, die wir nutzen sollten.

Soraya Wehrli, SP Weinland

So kann einer Zunahme der älteren Bevölkerung begegnet werden

Artikel von Roland Müller in der Schaffhauser Nachrichten vom 4. April 2025

An der Delegiertenversammlung des Zweckverbands Zentrum Kohlfirst präsentierte Markus Späth das Projekt «Älter werden im Weinland».

Wenn es nach Prognosen geht, wird bis zum Jahr 2059 im Zürcher Weinland der Anteil der betagten Bevölkerung ab 80 Jahren deutlich grösser. Damit nimmt auch jener Teil zu, welcher auf eine Pflege angewiesen ist. Um frühzeitig die Weichen zu stellen, hat der Gemeindepräsidentenverband Bezirk Andelfingen (GPVA) vor einigen Jahren das Projekt «Älter werden im Weinland» lanciert, um Antworten und Lösungen zu suchen.
Man geht davon aus, dass der Anteil von Menschen ab 80 Jahren bis 2040 von heute rund 1600 auf 3200 und bis 2050 gar um 155 Prozent auf 4276 Menschen anwächst. «Wir haben heute in fünf eigenständigen Heimen mit unterschiedlichen Trägerschaften 282 Betten», führte der Präsident des Zweckverbandes Zentrum Kohlfirst, Markus Späth, vor den Delegierten und Gästen aus. Er verwies dabei einerseits auf sich abzeichnende fehlende Pflegebetten und anderseits einen hohen Anteil von Menschen mit einem tiefen Pflegebedarf. Ein Ausbau der Dienstleistungen der aktuell noch fünf Spitexorganisationen erachtet Späth mit Blick auf die unterschiedlichen Trägerschaften als schwierig. Zudem verfügt man im Weinland noch über kein betreutes Wohnen mit Anschluss an Pflegezentren oder Spitex.

Höhere Nachfrage

Bezüglich den sich abzeichnenden demografischen Entwicklungen geht die Arbeitsgruppe davon aus, dass 17 Prozent über 80 in einem Heim Pflegestufen von 5 bis 12 beanspruchen und weitere 37 Prozent deren eine von 0 bis 4 benötigt. Basierend darauf, dass die Pflegestufen 0 bis 4 in betreuten Wohnformen und nicht in Pflegeheimen erfolgen können, zeigen die Bettenprognosen, dass die Pflegeplätze ausreichend sind, sofern 150 Plätze für betreutes Wohnen geschaffen werden. Bis 2040 sind zusätzlich 61 Pflegebetten und weitere 50 Wohnplätze nötig. Für 2050 werden 271 Plätze für betreutes Wohnen und zusätzliche 174 Betten in Heimen prognostiziert. Späth zeigte sich überzeugt, dass sich mögliche Lösungen nur mit einem solidarischen Gemeinschaftswerk aller Weinländer Gemeinden realisieren lässt.
«Den Pflegezentren wird empfohlen, Ausbaumöglichkeiten von zusätzlichen Betten ab 2040 zu prüfen», sagte Späth. Weiter gilt es abzuklären, ob ein Zusatzangebot für betreutes Wohnen geschaffen werden kann. Nicht zuletzt werden aber alle fünf Heime ersucht, eine vertiefte Zusammenarbeit mit offenem Ergebnis bis hin zu einer möglichen Fusion zu prüfen. Ebenfalls geht ein Rat dahin, dass man Zusatzangebote wie eine Tagesstruktur, Entlastungspflege, Ferienangebote, Kurzpflege oder auch Nachtstätten zu prüfen hat. Denn ein möglichst langes, auch teilweise betreutes selbstständiges Wohnen entlastet die Pflegeheime insbesondere mit Betagten, welche nur wenig oder gar keine Pflege beanspruchen.

Erste Schritte gemacht

Bereits ist im Bezirk eine Fachstelle für Alter und Gesundheit aufgegleist worden. Sie soll als Anlaufstelle für ältere Menschen und ihre Angehörigen im Weinland erste Anlaufstelle bezüglich aller Altersfragen sein. Zugleich wird sie eine Vermittlung von Angeboten vornehmen. Anderseits hat diese auch die Gemeinden im Visier. Sie soll zur Vernetzung und Förderung der integrierten Versorgung im Bezirk beitragen. Zudem hat sie eine Koordinationsaufgabe zwischen den Gemeinden, der Spitex, Ärzten und Heimen vorzunehmen und auch als Fachorgan den entsprechenden Behörden und Zweckverbänden zur Verfügung zu stehen. «Alle Gemeinden ausser Ossingen sind im Boot, und man wird in der zweiten Hälfte 2025 starten», kündigte Späth an.
Vorerst übernimmt eine Ad-hoc-Trägerschaft unter der Federführung des Gemeindepräsidentenverbandes das Zepter, und es wird eine Anlaufstelle geschaffen, wobei die Zusammenarbeit mit einer bestehenden Institution bereits aufgegleist ist. Darüber hinaus ist die Gründung einer Trägerschaft für die Fachstelle in Vorbereitung. Bei ähnlichen Modellen verfügt das Weinland bereits über gewisse Erfahrungen. Späth verwies auf die Asylkoordination, wo alle Gemeinden eingebunden sind, um die Lasten gemeinsam zu tragen.

Die Inklusion ist ein Erfolgsmodell

Forumsartikel SP Weinland, Andelfinger Zeitung, Ausgabe Freitag, 28.02.25

In der Schweiz leben 1,8 Millionen Menschen mit Behinderungen, das sind 22 Prozent der ganzen Bevölkerung. Seit 2004 ist das Behindertengleichstellungsgesetz in Kraft und 2014 hat sich die Schweiz mit der Ratifizierung der UNO-Behindertenrechtskonvention zu einer inklusiven Gesellschaft verpflichtet.

Die Integration von Menschen mit Behinderungen in unsere Gesellschaft – und damit die Sicherstellung der Teilhabe aller Menschen am gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Leben – ist ein wichtiger und richtiger Grundsatz. Es sagt viel über eine Gesellschaft aus, wie sie mit Menschen umgeht, welche spezielle Bedürfnisse haben. Die SP spricht sich klar gegen eine Ausgrenzung und Separierung von solchen Menschen aus, auch wenn dafür ein grosser Effort geleistet werden muss.

Dies gilt insbesondere auch für alle Kinder. Den Stimmen, welche behaupten, die Inklusion in der Schule sei gescheitert, muss ich hier widersprechen. Als Gymnasiallehrerin stelle ich fest, dass in den letzten 25 Jahren immer mehr Kinder mit körperlichen oder mentalen Behinderungen ins Gymnasium kommen. Es gelingt ihnen, trotz ihrer Handicaps die Primarschule zu absolvieren, die zentrale Aufnahmeprüfung zu bestehen und dann auch erfolgreich eine Matur zu machen.

Dass dies in den letzten Jahren möglich wurde, hängt stark damit zusammen, dass Kinder möglichst lange integrativ im normalen Schulsetting unterrichtet werden und auf eine Überweisung an eine Sonderschule verzichtet wird. Dass das für alle Beteiligten, sowohl für betroffene Kinder, Klassenkameraden und Lehrpersonen anspruchsvoll ist, muss an dieser Stelle auch sehr klar gesagt werden. Es ist nur möglich, wenn die nötige Unterstützung durch Fachpersonen an der Schule gewährleistet werden kann, was in der Volksschule durch Heilpädago:innen, Assistenzen, Schulsozialarbeiter:innen usw. geschieht. Es besteht aber noch Handlungsbedarf. Zum einen herrscht bekanntlich ein akuter Fachkräftemangel vor allem bei den Heilpädagog:innen. Aber auch die Ausbildung der Lehrpersonen an der Pädagogischen Hochschule muss sich verstärkter diesem Thema widmen. Am Gymnasium und an den Berufsschulen fehlen im Moment solche Unterstützungsmöglichkeiten gänzlich, und die neu eingeführte Schulsozialarbeit auf der Sekundarstufe II vermag dies allein nicht zu leisten. Es ist enorm wichtig, dass bis zum Schluss der Erstausbildung genügend Ressourcen für Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen vorhanden sind, damit sie ihre Ausbildung erfolgreich abschliessen können. Wie heisst es doch in der Präambel unserer Bundesverfassung: «Die Stärke des Volkes misst sich am Wohl der Schwachen.»

Sibylle Jüttner, Kantonsrätin SP, Andelfingen

Wie geht’s dir?

Forumsartikel SP Weinland, Andelfinger Zeitung, Ausgabe Freitag, 20.12.24

Diese Frage steht oft zu Beginn eines Gesprächs. Meist als Floskel gestellt, eröffnen diese drei Worte jedoch ein weites Feld von Antworten und enthalten eine Interessensbekundung für das Gegenüber. Diese Frage bewirkt mehr als es scheint. Sie gibt unter Umständen Halt und verbindet. Gerade in der Zeit zum Jahreswechsel, den viele festlich und schön, dennoch auch einige einsam verbringen, ist das Miteinander so wichtig. Ein ernst gemeintes «Wie geht’s dir?» wirkt.

Seit einigen Jahren vergrössert sich die Zahl derer, welche von psychischer Beeinträchtigung betroffen sind. Nicht wollen zu können, ist eine schwere Last. Ein Verständnis dafür ist in der pulsierenden Arbeitswelt gefühlt nur gering vorhanden. Der Leistungsdruck ist allgegenwärtig. Neue Rekorde, Effizienz, Rendite und vieles mehr lassen viele Menschen ratlos stehen und führen dazu, dass sie sich in einer Welt voller Anforderungen und Möglichkeiten nur schwer gehört fühlen. Die Gesundheitskosten steigen immer höher. Die IV erhält immer mehr Gesuche mit Bezug zur psychischen Gesundheit. Wir sind alle gefordert, unser Möglichstes zu tun, um gesund zu bleiben. Hierbei stehen wir nicht nur in der Pflicht, auf uns selbst zu schauen, sondern auch unsere Mitmenschen einzubeziehen. Gerade in aussichtslosen Situationen kann ein Gespräch helfen.

Die psychische Gesundheit steht im Fokus der Kampagne «Wie geht’s dir?». Mit den auffälligen gelben Bänken soll sie dazu animieren, dass diese Frage ehrlich gestellt und entsprechend auch ehrlich beantwortet werden kann. Sie trägt dazu bei, die psychische Gesundheit erkennbar zu machen. Immer noch haben wir eine dramatische Unterdeckung an Therapieplätzen für Kinder und Jugendliche. Die Wartelisten sind lang und passende professionelle Hilfe oft nicht zeitnah zu bekommen. Die eine Sache ist sicherlich, wirkungsvolle Unterstützung aufzubauen, um Betroffenen Linderung zu verschaffen. Auf der anderen Seite ist es an uns, zu uns selbst Sorge zu tragen, uns zu schätzen und unsere Mitmenschen. Gemeinsam über Sorgen sprechen zu dürfen, ist ein erster Schritt in einen entspannteren Alltag.

In der Politik ist das Thema auf der Agenda. Massnahmen werden umgesetzt, reichen aber leider nicht aus, und die Angebote entstehen in einem bescheidenen Tempo. Präventionskampagnen sind wichtig und wirken. Leider lassen sie sich nur schwer messen. Der Wert eines kurzen Gesprächs über das Befinden ist auch nicht in Zahlen messbar, aber dennoch spürbar. Probieren Sie es aus und fragen Sie bei Gelegenheit Ihr Gegenüber «Wie geht’s dir?».

Ich wünsche Ihnen einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Holger Gurtner, SP Weinland, Gemeinderat Feuerthalen

Die Standorte der Bänkli und weitere Informationen finden Sie unter www.wie-gehts-dir.ch

In die Zukunft blicken, auch beim Älterwerden

Forumsartikel SP Weinland, Andelfinger Zeitung, Ausgabe Fr, 25.10.24

Machen Sie sich gelegentlich Gedanken zur Zukunft? Nicht nur zur Weltlage, sondern zu Ihrer persönlichen Zukunft in fünf bis zehn Jahren? Diejenigen unter uns, die fünfzig oder mehr Jahre alt sind, machen sich vielleicht konkrete Gedanken zur Pensionierung, zum Umgang mit älteren Menschen oder der Betreuung der eigenen Eltern. Und vielleicht wünscht man sich die Weisheit eines lebenserfahrenen Menschen. Selbständig und vital zu sein bis ins hohe Alter, das wünschen wir uns wohl alle. Dazu brauchen wir gute gesellschaftliche Rahmenbedingungen: Mobilität, öffentliche Verkehrsanbindungen, medizinische Versorgung, dem Alter entsprechende Wohnformen, soziale Kontakte, nahe Einkaufsmöglichkeiten usw.

Um solche Fragen dreht sich auch das Projekt „Älterwerden im Weinland“, entwickelt vom Gemeindepräsidentenverband Andelfingen, der dazu ein Versorgungskonzept samt Massnahmenplan erarbeitet hat. Kernstück ist eine gemeindeübergreifende Fachstelle Alter, welche die Bedürfnisse der älteren Menschen koordinieren und umsetzen soll, wie wir vor ein paar Wochen in der Andelfinger Zeitung erfahren haben. Es erscheint mir sehr sinnvoll, wenn sich die Gemeinden hier zusammenschliessen, um das Leben der älteren Generation gemeinsam zu erleichtern und zu verbessern.

Darüber hinaus: Sind Sie – ob nun jünger oder älter – glücklich? Zufrieden? Erik Erikson, ein Psychologe, beschreibt als Aufgabe für die mittlere Altersgruppe, dass man einen Platz in der Gesellschaft findet, einen Beitrag zum Gemeinwohl leistet und nicht stillsteht. Im höheren Alter der Persönlichkeitsentwicklung – diese hört nach Erikson nie auf – beschreibt er, dass für es für ein gelingendes Altwerden zentral sei, eine Ich-Integrität zu erreichen. Darunter versteht er eine Art Bilanzziehen des bisherigen Lebens und sich mit dem eigenen Leben aussöhnen. Dies sei zentral, um zufrieden auf sein Leben zurückblicken zu können, auf ein Leben, das vermutlich mit Erfolgen, Misserfolgen, Trauer, Schmerz, aber auch mit Glück und Gesundheit angereichert ist.

Um zur Eingangsfrage zurückzukommen: Was wünschen Sie sich – für sich selbst oder für Ihre Liebsten? Wohin soll sich Ihr Leben wenden? Auch wenn man körperlich eingeschränkt ist – was ja auch schon in jungen Jahren der Fall sein kann – so kann die Freiheit im Denken und die Freiheit bei kleinen, alltäglichen Handlungen zur eigenen Zufriedenheit beitragen. Weisheit aber ist meines Erachtens etwas, das mit der Lebenserfahrung wächst, bis ins hohe Alter, und ein Verständnis für die Zusammenhänge des Lebens bringt, das uns niemand nehmen kann.

Anita Märki, SP Weinland

Eine Erfolgsgeschichte

Forum Andelfinger Zeitung, Ausgabe vom Freitag, 5. Juli 2024

Zum zweiten Mal hat die Gemeinde Dachsen bei „Schweiz bewegt“ mitgemacht. Im letzten Jahr hat Dachsen sogar den Sieg bei den Gemeinden bis 2000 Einwohner davongetragen. Das stachelt bekanntlich die Konkurrenz an. Dieses Jahr hat die Gemeinde Schleitheim (SH) uns überholt.

In erster Linie ging es natürlich darum sich zu bewegen. Darauf zu achten, kürzere Strecken zu Fuss oder mit dem Velo zu erledigen und das Auto möglichst stehen zu lassen. Doch will man an der Spitze mitmischen, braucht es viel Organisation. Auf Apps, im Gemeindeanzeiger, im Internet und mit öffentlichem Anschlag wurde den Einwohnerinnen und Einwohner von Dachsen kundgetan, wo sie mitmachen konnten. Zum Beispiel an den Spaziergängen am Donnerstagabend, meist bei miesem Wetter, kamen zwischen 72 bis 92 Personen und das jeden Donnerstag im Mai. An Auffahrt war die grosse Gemeindewanderung über den Rheinauer Damm und zurück zum Nohl-Steg angesagt. Insgesamt gab es über 60 Angebote von vielen Vereinsvertretern und Privaten, von Pilates bis zum Schwimmen im Rhein. Von Anfang an zeichnete sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Schleitheim und Dachsen ab. Täglich, sogar stündlich wurde die Rangliste beobachtet und analysiert.

Während Dachsen letztes Jahr rund eine Million Bewegungsminuten zusammentrug, reichte das in diesem Jahr bei weitem nicht mehr. Schleitheim hatte zum Schluss 1‘644’828 Minuten und Dachsen 1‘640’699 Minuten. Auch wenn es mich als sportlicher Mensch freut, dass sich in Dachsen so viel bewegte, hat der Wettkampf noch eine ganz andere Bedeutung. Schon im letzten Jahr hat sich gezeigt, dass bei diesen Aktivitäten eine ganz neue Qualität des Miteinander in der Gemeinde entsteht. Zum einen konnten sich die Vereine in der Gemeinde profilieren und mit ihren Angeboten Mitbewohner zum Mittun begeistern. Zum andern fanden auch Begegnungen statt, die ohne „Dachsen bewegt“ nie zu Stande gekommen wären. Dachsen war sozusagen zum Greifen spürbar.

Dachsen ist also näher zusammengerückt. Neue Bekanntschaften und sogar neue Freundschaften sind entstanden. Auch der Gemeinderat und die Verwaltung haben sich engagiert, was wiederum die Behördenmitglieder der Bevölkerung nähergebracht hat. Für Dachsen ist dieser Anlass eine Erfolgsgeschichte. Als Sozialdemokrat sehe ich es sowieso gerne, wenn man sich begegnet und austauschen kann. Persönlich habe ich während des Wanderns, Joggens, Velofahrens oder beim Kräuterkurs im Gelände interessante Gespräche geführt. Meine Empfehlung an alle anderen Gemeinden im Weinland kann deshalb nur heissen: selber einmal mitmachen und sich dann wundern, wie solidarisch sich die Einwohner geben können.

Zum Schluss verrate ich Ihnen gerne nochmals die diesjährige Rangliste: 1. Rang Schleitheim mit 1‘644’828 Minuten, 2. Rang Dachsen mit 1‘640’699 Minuten, 3. Rang Remigen (AG) mit 1‘059’687 Minuten.

Peter Kissling, Co-Präsident SP Weinland

Unwetter – Temperaturanstieg – Windräder – Glück: Gibt es da einen Zusammenhang?

Forumsartikel SP Weinland, Andelfinger Zeitung, Ausgabe Freitag, 08.03.24

Haben Sie in den vergangenen Monaten schmelzende Gletscher in unseren Alpen gesehen? Wurden Sie von Unwetter oder von mit Regenwasser gefüllten Kellern überrascht? Wissen Sie, dass über 90% der Korallen absterben, wenn die Klimaerwärmung 2 Grad betragen wird? Der Klimawandel macht betroffen. Was kann ich machen?

Ich sehe verschiedene Möglichkeiten: Die einen schränken mich kaum ein, bei anderen muss ich mich stark motivieren. Den CO2-Ausstoss reduzieren kann ich, indem ich mit rohstoffhaltigen Produkten sorgsam umgehe, weniger Auto fahren, aufs Fliegen möglichst verzichte. Nicht zu viel streamen, keine Bitcoins verwenden, weniger Fleisch essen. Das Sammeln von Plastik und Kunststoff ist auch eine gute Sache, bringt aber im Vergleich zu den anderen Massnahmen eher wenig.

Reichen solche Bemühungen, um den globalen Temperaturanstieg auf 1.5 Grad zu begrenzen? Nur, wenn wir alle viele Beiträge dazu leisten! Es muss uns gelingen, bis 2030 unseren CO2-Ausstoss zu halbieren, und bald darauf ganz auf null zu bringen. Solange wir CO2 ausstossen, solange wird die globale Durchschnittstemperatur steigen, und in der Schweiz noch stärker als im weltweiten Durchschnitt. Deshalb müssen wir auch die Heizungen auf CO2-freie Technologien wie Erdwärme oder Wärmepumpen umstellen. Um die Energiesicherheit zu gewährleisten und um einem von der Mehrheit der Bevölkerung gewollten Netto-Null-Ziel näher zu kommen, sollten wir die Vorteile von Windenergie nutzen. Es windet im Winter stärker als im Sommer, das ist also eine gute Ergänzung zur Sonnenenergie, welche im Winter eingeschränkt nutzbar ist. Windenergie kann im Kanton Zürich gleich viel oder mehr Strom erzeugen wie die unserer Flusswasserkraftwerke. Wer die Natur schätzt, sollte den eigenen CO2-Ausstoss auf „Netto-Null“ senken.

Kann man positiv in die Zukunft schauen, wenn man sich steigenden Temperaturen gegenüber machtlos fühlt? Aus der Forschung ist bekannt, dass sich Menschen glücklich fühlen, wenn sie sich als aktiv handelnd erleben: Packen wir es an, gemeinsam als Gesellschaft, indem jeder von uns einen Beitrag zur Rohstoffreduktion leistet und auf erneuerbare Energien setzt. Und: zum Glücklichsein gehören Menschen, die man liebt, sowie Tätigkeiten, die für einen sinnvoll sind. Auch dies gilt es zu pflegen. Ich wünsche Ihnen einen Tag, angereichert mit vielen glücklichen Momenten und mit anpackenden Handlungen.

Anita Märki, SP Weinland

Atomenergie wird das Klima nicht retten

Forum Andelfinger Zeitung, Ausgabe vom Freitag, 17.11.23

Diese Woche war zu vernehmen, dass die vom Energieclub Schweiz lancierte Volksinitiative «Blackout stoppen» zustande kommt. Die Initiative, hinter der atomfreundliche bürgerliche Kreise stehen, will das Bauverbot für Atomkraftwerke in der Schweiz aufheben und zählt die Atomkraft zu den «klimaschonenden Arten der Stromerzeugung». Die Initianten jammern über das angebliche «Technologieverbot», das mit dem Volksentscheid von 2016 zum Atomausstieg einhergehe.

Gleichzeitig werden von der Atomlobby neue AKWs propagiert, die sicherer und umweltfreundlicher sein sollen als die alten. Die neuen Reaktortypen werden uns auch gleich noch als Lösung für den Atommüll angepriesen. Dazu gibt es bereits kritische Gegenstudien. Und vor wenigen Tagen erreichte uns die brisante Meldung aus den USA, wonach im Bundesstaat Utah das Projekt eines neuen Kleinreaktors der Firma NuScale Power gefloppt ist, dies wegen massiv gestiegener Bau- und Rohstoffkosten.

Um Technologien und kontroverse Studien werden wir zweifellos noch lange weiterdebattieren. Aber schon heute ist klar: Die Atomenergie wird das Klima nicht retten. Auf neue Super-Reaktoren zu setzen ist zu gefährlich, zu unsicher, zu teuer, zu spät.

Wie gefährlich die in jedem AKW unvermeidlich entstehende Radioaktivität ist, hat uns die Katastrophe von Fukushima vor 12 Jahren gezeigt. Die wenigen «Atomkraftwerke der neuesten Generation», die weltweit entstehen, sind vor allem eins: ewige Baustellen, die dem Zeitplan hinterherhinken und eine Milliarde nach der anderen verschlingen. Und auch sie verursachen Atommüll. Schon beim bisherigen atomaren Abfall – auch bei uns – wissen wir noch immer nicht so richtig, wie wir ihn sicher lagern sollen. Forschung und Entwicklung, die es in der Atomtechnologiefraglos braucht, muss sich in erster Linie um die Entsorgung und den Rückbau unserer AKW kümmern, wenn diese dereinst abgestellt werden.

Die Stromversorgung können wir mit klimaneutralen Energieträgern schaffen. Aber nur, wenn wir auf allen Ebenen die nötigen Ressourcen dafür einsetzen und Hindernisse aus dem Weg räumen. Das bedeutet vorwärtsmachen mit Solarenergie, Wasserkraft, Windkraft und Biomasse, zusammen mit griffigen Sparmassnahmen und Effizienz beim Verbrauch. Bei allen Erneuerbaren haben wir noch Luft nach oben, besonders bei der Sonne.

Sicher, das sind komplexe Aufgaben, es braucht oft massgeschneiderte Lösungen und Anreize für Wirtschaft, Industrie und Privathaushalte. Nur mit einem guten Strommix retten wir das Klima. Und wir folgen damit dem politischen Weg, den die Stimmbevölkerung mit dem Ja zum Klimaschutzgesetz vorgeben hat.

Käthi Furrer, Co-Präsidentin SP Weinland

Herzlichen Dank an die Wählerinnen und Wähler

Die SP Weinland dankt allen Wählerinnen und Wählern, die unserer Kandidatin Priska Lötscher ihre Stimme gegeben haben, ganz herzlich! Besonders danken wir auch den Mitgliedern des Komitees «Priska Lötscher ans Bezirksgericht» für die grosse Unterstützung im Wahlkampf. Auch wenn es für die Wahl nicht gereicht hat, hat Priska Lötscher einen Achtungserfolg erzielt. Wir gratulieren Patrick Blumer zur Wahl und wünschen dem nun wieder vollständigen Bezirksgericht eine gute weitere Zusammenarbeit.

22. Oktober 2023

Käthi Furrer und Peter Kissling

Co-Präsidium SP Weinland

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