Forumsartikel SP Weinland, Andelfinger Zeitung, Ausgabe Freitag, 20.06.25
Letzte Woche verbrachte ich im Rahmen einer Weiterbildung zwei Tage auf der Klosterinsel in Rheinau. Wir genossen die Atmosphäre, die wunderbare Anlage und die Stille. Ja, ruhig war es tatsächlich. Wir waren fast die einzigen Gäste auf der ganzen Insel, nur der eine oder andere Handwerker und vereinzelte Touristen fanden den Weg über die neue Brücke.
Das könnte sich in wenigen Jahren ändern. Die Regierung hat Mitte April einen Projektierungskredit von fast vier Millionen Franken für die Sanierung des Abttrakts bewilligt und ein Kostendach von 20 Millionen Franken für dessen Umnutzung zum Museum und zur Erweiterung der Musikinsel festgelegt. Nach jahrelangem Warten dürfte das endlich der entscheidende Durchbruch sein – für die Realisierung eines attraktiven, modernen Museums zur Geschichte des Klosters und der Psychiatrie in Rheinau. Das Museum würde endlich auch den Zugang der Öffentlichkeit zu einem Teil der imposanten Klosteranlage ermöglichen. Das Museumskonzept sieht zudem vor, die ganze Insel mit Spaziergängen zur Bau- und Nutzungsgeschichte des Klosters und mit einem Kloster-Krimi zu «bespielen». Die Rheinauer Klosterinsel hat schon längst ein grösseres Publikum verdient! Vielleicht gelingt es dann ja sogar, das wunderschöne Restaurant Klostergarten mit seiner zauberhaften Gartenwirtschaft direkt am Rhein zu neuem Leben zu erwecken. Weshalb das Inselmuseum Rheinau Thema des heutigen Forums ist, in welchem sich die politischen Parteien des Weinlands jeden Freitag frei äussern können, hat gute Gründe: Die Zürcher Regierung hat bereits 2009 ein Umnutzungskonzept für die ganze Insel beschlossen. Sie sollte neu zum Übungsort für Musiker:innen werden, eine Hauswirtschaftsschule für die Zürcher Mittelschulen beherbergen sowie ein Restaurant und im Abteitrakt ein Museum umfassen.
Die Bildungsdirektion realisierte inzwischen die Schule, eine Stiftung die Musikinsel, das Restaurant nahm zwar den Betrieb auf, fiel aber letztlich dem fehlenden Publikum und der Coronapandemie zum Opfer. Weil dem Kanton die Rechtsgrundlage für die Führung eigener Museen fehlt, wurde der Verein InselMuseumRheinau gegründet. Dieser entwickelte im Auftrag der Regierung mit Mitteln aus dem Lotteriefonds ein überzeugendes Detailkonzept für das Museum; die Regierung verzögerte aber während Jahren dessen Realisierung. Dass es nun endlich vorwärts geht, ist auch der geschickten Lobbyarbeit aller vier Kantonsrät:innen aus dem Bezirk zu verdanken. Einmal mehr hat sich bestätigt: Wenn die politischen Vertreter:innen des Weinlands über die Parteigrenzen hinweg energisch zusammenstehen, kann im fernen Zürich auch für eine kleine Randregion einiges bewegt werden. Dafür möchte ich unserer Vertretung im Kantonsrat herzlich danken. Spätestens wenn die Vorlage zum Abteigebäude in den Kantonsrat kommt, werden wir sie wieder dringend brauchen.
Markus Späth-Walter, SP, alt Kantonsrat, Vizepräsident InselMuseumRheinau