Familienergänzende Kinderbetreuung – ein Luxus?

In den kommenden Jahren wird der Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung zurück gehen. Das gefährdet nicht nur unsere Sozialversicherungen und damit die Versorgung im Alter und bei Invalidität. Die demographische Alterung hemmt auch das Wachstumspotential der Wirtschaft.

Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, sind griffige Massnahmen dringend nötig, welche die Bedingungen für Familien und somit für unseren Nachwuchs nachhaltig verbessern. Fehlende Möglichkeiten, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, führen bei vielen Frauen dazu, dass sie sich gegen Kinder entscheiden. Auf der anderen Seite werden Kinder, besonders bei Familien mit nur einem Elternteil, immer häufiger zum Armutsrisiko.

Für eine bessere Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Familie braucht es eine breite Palette an bezahlbaren Betreuungsplätzen. Wenn Eltern ihre Kinder in guter Obhut wissen, können sie sich auf ihre Arbeit konzentrieren. Das kommt auch den Arbeitgebern zugute, da Frauen nach der Geburt bei einem guten Betreuungsangebot vermehrt in den Betrieb zurückkehren und teure Fluktuationskosten gespart werden können.

Benachteiligte Mütter

Eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördert auch die Chancengleichheit von 

Frau und Mann im Erwerbsleben. Heute verdienen Frauen durchschnittlich 20% weniger als Männer. Ein Teil dieser Lohnunterschiede kann nicht erklärt werden. Ein Teil hingegen liegt darin begründet, dass Mütter auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt sind: Ein vierteljährlicher 

Arbeitsunterbruch infolge einer Babypause führt im Durchschnitt zu einem verminderten Lohnanstieg über das ganze Erwerbsleben hinweg von 15% gegenüber einer kinderlosen Frau, bzw. von 20% gegenüber dem  männlichen Kollegen. Entsprechend hat sie auch Einbussen auf der Karriereleiter zu tragen.

Profit für die Kinder

Und was bedeutet das für die Kinder? Auch sie profitieren. Kinder, die in vorschulischen Einrichtungen betreut werden, sind im Allgemeinen besser integriert, ihre sprachlichen und sozialen Fähigkeiten besser entwickelt. Gut betreute Kinder sind in der Schule häufig erfolgreicher. Gemäss einer Erhebung (sake, 2001) werden fast die Hälfte aller Schulkinder in der schulfreien Zeit nicht betreut. Es sind also letztlich die kleinsten Familienmitglieder, die unter den Folgen mangelnder Angebote am meisten zu leiden haben.

Das grösste Hindernis zum Aufbau von Kinderbetreuungsstätten ist die nachhaltige Finanzierung. Hier muss endlich Abhilfe geschaffen werden. Investitionen der öffentlichen Hand lohnen sich, denn den Kosten steht ein mehrfacher Nutzen gegenüber: Die Stadt Zürich hat berechnet, dass sie für jeden Franken, der in Kinderbetreuung investiert wird, bis zu zwei Franken an höheren Steuereinnahmen und gesparten Sozialkosten wieder einnimmt. Kinder kosten Geld – aber sie sichern auch unsere Zukunft.

Beatrice Güntert, Kantonsratskandidatin SP Bezirk Andelfingen


Nationalbankgewinne in die AHV

Die AHV steht derzeit auf finanziell sicheren Beinen. Im letzten Jahr erzielte sie einen satten Überschuss von 2,4 Milliarden Franken. Auf längere Sicht sind die Aussichten hingegen eher trüb: Einerseits werden die Menschen immer älter, so dass sich die Zahl der Rentnerinnen und Rentner in den nächsten Jahrzehnten nahezu verdoppeln wird. Zum anderen belastet die Invalidenversicherung den AHV-Ausgleichsfonds mit ihren horrenden Defiziten. Um die AHV-Renten auch in Zukunft zu sichern, braucht es mittelfristig mehr Einnahmen. 

Gleichzeitig verfügt die Nationalbank über sehr viel Geld. Sie erwirtschaftete zwischen 1988 und 2005 durchschnittlich mehr als 3,3 Milliarden Franken Ertrag pro Jahr. Mit einer Neuver-teilung dieser Gewinne wie sie die Kosa-Initiative vorschlägt könnte die AHV nachhaltig ge-sichert werden. Nach dem neuen Verteilschlüssel würden die Kantone nach wie vor 1 Milli-arde pro Jahr erhalten, der Rest käme der AHV zugute. 

Viele Kantone stehen heute finanziell gut da. Mit den 14 Milliarden aus den Goldreserven der Nationalbank, die letztes Jahr verteilt wurden, konnten sie ihre Schulden zu einem guten Teil tilgen. Sie liebäugeln bereits mit Steuersenkungen bis hin zu degressiven Steuern für die Reichsten. Dieser ruinöse Steuerwettbewerb soll nicht durch noch höhere Ausschüttungen angeheizt werden. Überschüsse sind bei der AHV weit besser aufgehoben.

Oder sollen wir in Zukunft tatsächlich arbeiten bis wir 67 sind, wie uns Bundesrat Couchepin schmackhaft machen will? Die Erhöhung des AHV-Alters grenzt an Zynismus. Denn in der Realität ist ein Stellenwechsel – ob freiwillig oder unfreiwillig – bereits für fünfzig Jährige fast unmöglich, weil sie auf dem Arbeitsmarkt schlicht nicht mehr gefragt sind. Gleichzeitig wird es für viele Junge immer schwieriger, auch mit einer guten Ausbildung eine Stelle zu finden und den Start ins Berufsleben zu schaffen.

Dann also Rentenkürzungen?  Dies ist verschmerzbar für jene, die gut verdienen und sich eine zusätzliche finanzielle Absicherung fürs Alter leisten können. Für diejenigen, deren Ent-löhnung bescheidener ausfällt (ganz zu schweigen vom immer grösser werdenden Bevöl-kerungsanteil der working-poor), hätte dies gravierende Folgen. Sie laufen Gefahr, im Alter (noch mehr) zu verarmen.

Oder doch eine Erhöhung der Lohnprozente oder der Mehrwertsteuer? Das hiesse wieder weniger Geld im Portemonnaie. Denn erst in den letzten Tagen wurde freudig verkündet, dass die Leute allmählich wieder mehr Geld ausgeben und somit als Konsumentinnen und Konsumenten die Wirtschaft ankurbeln. 

Die Neuverteilung der Nationalbankgewinne zugunsten der AHV und der Kantone nützt allen und kostet niemanden etwas. Die Reserven der Nationalbank bleiben unangetastet, ebenso der Modus über die Höhe der Ausschüttungen. Auch die Unabhängigkeit der Nationalbank bleibt gewährleistet. Mit einem Ja zur Kosa-Initiative erhält die AHV jährlich 1 bis 2 Milliarden Mehreinnahmen und die Renten sind auch bei steigenden Rentnerzahlen bis weit über das Jahr 2015 hinaus gesichert. 

Beatrice Güntert, SP Bezirk Andelfingen

Stopp mit sexistischer Werbung

Frauen sehen sich wieder mit einem zunehmend sexistischen Frauenbild in der Werbung konfrontiert.
Waren sexistische Darstellungen in den Neunziger Jahren klar verpönt, scheinen sie nun wieder salonfähig zu werden.

Was ist sexistische Werbung?

  • Sexistisch ist eine Werbung dann, wenn sie die Frau in Wort oder Bild als Sexual-objekt, herabsetzend, diskriminierend oder respektlos darstellt:
  • Frauen werden mit Waren verglichen oder gleich gesetzt, wenn etwa ein Reisever-anstalter auf einen halbnackten Frauenhintern einen Stempel abbildet mit der Auf-schrift ‚Billig’.
  • Frauen werden als reiner Blickfang oder Dekoration verwendet (Auto-Salon Genf).
  • Frauen werden auf bestimmte Rollen oder Eigenschaften reduziert.
  • Das Verhältnis von Frauen zu Männern ist geprägt von Abhängigkeit und Unter-würfigkeit.
  • Frauen werden unterschwellig als Besitz oder Beute der Männer dargestellt oder es werden Assoziationen im Bereich Gewalt ausgelöst.
  • Weibliche Sexualität wird vermarktet, die sexuelle Verfügbarkeit der Frau suggeriert.
  • Es werden extreme Schönheitsnormen propagiert.

Folgen von sexistischer Werbung

Bilder sprechen uns vor allem emotional an. Sie übermitteln in Sekundenschnelle Botschaften, die gespeichert werden, ohne dass wir uns bewusst sind, welche Inhalte wir aufnehmen. Medial vermittelte Bilder wirken auf unsere Einstellungen und unser Verhalten. Das ist das Ziel von Werbung. So kaufen wir bestimmte Produkte, weil uns eine bestimmte Werbung emotional anspricht. Durch die ständige Wiederholung, die Beschränkung auf bestimmte Rollen und die grossflächige Verbreitung bekommen diese Bilder einen prägenden Einfluss.

Die Werber der letztjährigen Sloggy-Kampagne (Unterwäsche) z.B. argumentieren, die abgebildeten Frauen stellten mit ihrer Schönheit den Blickfang für die Produkte dar. Bei diesem Beispiel besteht zwar ein Zusammenhang zwischen Produkt und Frau, dennoch ist die Art der Darstellung sexistisch. Durch die Haltung der Frau, die Über-schrift und den ausgewählten Bildausschnitt wird die sexuelle Verfügbarkeit der Frau suggeriert. Zudem werden computertechnisch geglättete, vereinheitlichte und in der Realität kaum erreichbare Körper gezeigt. Durch die Künstlichkeit der Körper und die Gesichtslosigkeit wird auch die Austauschbarkeit der Frauen, damit ihr Objektcharak-ter betont. 

Mit sexistischer Werbung werden vor allem Rollenbilder und Wertungen übermittelt, an Stelle von Produktinformationen. Nicht die nackte Haut im Bild ist das Kriterium, sondern die transportierten Rollen- und Geschlechterbilder!

Kreative Werbung gefordert

Weil diese Bilder so machtvolle «Transport-Mittel» sind, müssen die Werber und Werberinnen ihre Verantwortung wahrnehmen. Es ist Zeit, mit den eingleisigen, letztlich realitätsfernen Klischees aufzuhören. Diese überholten Bilder ärgern. Die Kreativität der Werbebranche ist gefragt, ihre Frauenbilder der Realität mit ihrer ganzen Vielfalt anzupassen.

Beatrice Güntert, SP Sektion Ausseramt